interview


Er hat eine großatige Saison hinter sich: Weltcupdritter, Zweiter der
Vierschanzentournee, olympisches Bronze und Silber: Finnlands erfolgreicher
Skispringer Matti Hautamaeki (21) spricht mit Lettermag über seinen
nervenaufreibenden Sport, seine Ziele für den kommenden Winter und seine
Angst vor dem Fliegen.

Lettermag:

Du rauschst mit rund 90 km/h die Schanze hinunter in die Tiefe um
dann sekundenlang durch die Luft zu fliegen, alles ohne Netz und doppelten
Boden. Hast du keine Angst bei deinem Sport?


Matti:

Nein. Ich springe ja fast täglich das ist für mich Routine. Bei
Wettkämpfen vor allem bei schlechten äußeren Bedingungen bin ich aber sehr angespannt und nervös. Ich versuche dann dieses Gefühl zu verdrängen und mich auf meinen Sprung vorzubereiten. Schwierig ist es nur wenn ich oben auf der Schanze stehe und lange auf meinen Start warten muss, da geht manchmal die Konzentration flöten.


Lettermag:

Ist die Psyche wichtiger als die körperliche Verfassung?


Matti:

Die körperliche Verfassung ist auch wichtig, vor allem die Beine müssen
fit sein. Für sie ist der Sprung eine starke Belastung, aber bei mir ist es
ganz klar der Kopf der entscheidet ob ich ein gutes Ergebnis erziele: wenn
ich mental nicht gut drazuf bin bringe ich den Sprung auch nicht gut runter.


Lettermag:

Wo genau liegen dann die Probleme?


Matti:

Meistens im Absprung. Um die Richtigen Zentimeter auf dem Schanzentisch
zu treffen, ist eine menge Konzentration gefragt.


Lettermag:

Du springst seit deinem achten Lebensjahr. Wie beginnt eine
Skisprungkarriere?


Matti:

Nicht gleich auf so einer großen Schanze. Man fängt auf kleinen Hügelchen an und steigert dann die Höhe und Weite ganz langsam.


Lettermag:

Wie alt warst du als du das erste mal von einer der weltgrößten
Skisprungschanzen gesprungen bist?


Matti:

14 glaube ich. Verhältnismäßig spät.


Lettermag:

Gab es auch mal Rückschläge in deiner sportlichen Laufbahn?


Matti: 

O ja. Es gab eine Zeit, in der ich keine Landung gestanden habe. Ich lag ständig auf der Nase und gab schließlich auf. Meine Skier kamen in die Ecke und ich spielte Fussball. Aber nach einem Jahr habe ich es vermisst durch die Luft zu fliegen.


Lettermag:

Dein zwei jahre älterer Bruder Jussi ist auch ein erfolgreicher
Skispringer, war er der Grund, dass du mit diesem Sport angefangen hast?


Matti:

Ja eigentlich schon. Er und die olympischen Winterspiele 1988 in Calgary. Mich hat es fasziniert was ich da im Fernsehen sah. ich wollte das einfach auch ausprobieren und habe mich Jussi angschlossen.

Lettermag:

Trainiert ihr heute noch zusammen?


Matti:

Ja. Wir sind beide im Topenergy-Team und im finnischen Nationalteam und trainieren häufig zusammen.


Lettermag:

Wie ist das in Wettkämpfen? Ist es schwierig gegen seinen eigenen Bruder
anzutreten?


Matti:

Jussi ist für mich im Wettkampf ein Gegner wie jeder andere auch,
ansonsten haben wir ein ganz normales brüderliches Verhältnis mit kleinen
Streitereien ab und zu, aber das ist sicher nicht ungewöhnliches.


Lettermag:

Und wie ist das Verhältnis der Springer im Nationalteam?


Matti:

Gut! Wir unterstützen uns gegenseitig und verstehen uns sehr gut.

Lettermag:

Ihr seid viel unterwegs, vor allem in den Wintermonaten. Ist das Team
dadurch eine Ersatzfamilie?


Matti:

Nein, das würde ich nicht sagen. Wir sind gute Freunde, aber eben keine Familie. Ein Teil der Springer wechselt ja auch von Saison zu Saison so, dass man gar nicht so viel Zeit hat sich richtig kennenzulernen.


Lettermag:

Wer wird in der kommenden Saison dein größter Konkurrent innerhalb des
finnischen Teams?


Matti:

Ganz klar: Janne Ahonen! Auch wenn der letzte Winter gut für mich lief, sehe ich mich noch immer als sein Herausforderer.


Lettermag:

Und wer ist international am gefährlichsten?


Matti:

Ich rechne damit dass wie in der letzten Saison Adam Malysz und Sven Hannawald an der Spitze springen. Keine ahnung, ob es besondere
Überraschungen geben wird. Ich hoffe nur dass ich auch wieder Vorne mit
dabei bin.


Lettermag:

Sven Hannawald hat Anfang des Jahres als erster Skispringer alle vier
Springen der Vierschanzentournee gewonnen. Dein erfolgreicher zweiter Platz ist im Rummel um Hannawald ziemlich untergegangen. Eine schwierige Situation für dich, oder?


Matti:

Sven war in überragender Form, und das Medienspektakel um ihn war nur gerecht. Die Situation war okay für mich. Damit muss man als Sportler umgehen können.

Lettermag:

Das größte Ereignis waren für dich sicher die olympischen Spiele in Salt
Lake City, oder?


Matti:

Ja klar. Das Gefühl dabei zu sein ist klasse! Komisch eigentlich denn die Teilnehmer der Skisprungwettbewerbe waren die gleichen wie in den anderen Wettkämpfen der Saison auch.


Lettermag:

Hast du noch andere besondere Momente an die du dich gerne erinnerst?

Matti:

Mein erster Sprung von der Skiflugschanze im slowenischen Planica! Damals war ich 19 und es war so ein unbeschreibliches Gefühl..  Ich hatte richtig Schmetterlinge im Bauch. Beim Skifliegen springst du 60 oder 70 Meter weiter als beim normalen Skispringen, einfach irre! Planica ist heute noch meine Lieblingsschanze.


Lettermag:

Hat Matti Hautamaeki überhaupt mal Angst?


Matti:

Ja, im Flugzeug. Ich habe schreckliche Flugangst.


Lettermag:

Vielen Dank für das interessante Gespräch und vor allem viel Erfolg für
die kommende Saison

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